Denkt man an Indien, hat man sofort die unterschiedlichsten Vorstellungen im Kopf und die Liste der Vorurteile über das Land ist wahrscheinlich lang. Denn schließlich werden wir alle stark von dem geprägt, was wir im Fernsehen und Internet zu sehen bekommen (was aber nicht immer der Realität entsprechen muss).
Deshalb habe ich diesen Vorurteils-Check für dich zusammengestellt und zeige dir, wie ich Indien bisher erlebt habe.
Vorurteil über Indien Nummer 1: Die Luft in Indien ist eine Katastrophe!
Indien Flagge am Connaught Place in Neu-Delhi bei schlechter und guter Luftqualität
In den Wintermonaten November bis Februar ist die Luft tatsächlich alles andere als gut. Vor allem in den Metropolen Indiens erreicht der AQI (Air Quality Index) äußerst bedenkliche Werte.
Als ich Ende Oktober 2018 nach Neu-Delhi gezogen bin, habe ich sofort die geballte Ladung an Luftverschmutzung abbekommen. Was ich damals noch nicht wusste: Es gibt Grund zur Hoffnung! Denn diese Situation besteht nicht das ganze Jahr hindurch.
Sobald die Temperaturen im Frühjahr etwas steigen, wird auch die Luft wieder deutlich besser und ist durchaus vergleichbar mit der in deutschen Großstädten.
Doch womit hängt die Luftverschmutzung dann eigentlich ganz genau zusammen?
Ursachen für die Luftverschmutzung in Neu-Delhi
Natürlich sind viele der indischen Großstädte von schlechter Luft betroffen. Hier beziehe ich mich aber nur auf die Hauptstadt Neu-Delhi, in der die starke Luftverschmutzung aufgrund folgender Faktoren entsteht:
Abbrennen der Ernterückstände auf den Feldern der benachbarten Bundesstaaten
Hohes Verkehrsaufkommen
Dieselaggregate zur Stromversorgung
Diwali Feiertag, an dem überall Feuerwerkskörper abgeschossen werden
Niedrige Temperaturen – Luftmoleküle werden bei Kälte schwer und halten sich in Bodennähe
Keine Winde, wodurch sich eine Smogglocke über der Stadt bildet
Feinstaub, der bei Bauarbeiten entsteht
Feuer zum Kochen und Heizen
Verbrennen von Abfällen
Was wird dagegen unternommen?
Die Einwohner und die Regierung Delhis versuchen einige Maßnahmen durchzusetzen, die zur Verbesserung der Luftwerte beitragen sollen.
Um das Verbrennen der Felder zu verhindern, wurde beispielsweise eine Lösung entwickelt, die die Ernterückstände in Gülle umwandelt.
Außerdem versucht die Stadt den Verkehr einzudämmen. In Wochen mit besonders schlechtem AQI gilt die odd-even-Regel. Dann dürfen an den Tagen mit einem geraden Datum (2., 4., 6. usw.) nur die Autos unterwegs sein, deren Nummernschild mit einer geraden Zahl enden und umgekehrt. Zudem wird versucht, immer mehr auf Elektroautos umzusteigen.
Des Weiteren gilt ein Feuerwerk-Verbot an Diwali, um die Feinstaubbelastung zu reduzieren. Selbst Fabriken können für eine gewisse Zeit stillgelegt werden.
Tipps bei Luftverschmutzung
Was wir Bürger selbst unternehmen können, ist Luftreiniger im Haus aufzustellen. Innerhalb von nur wenigen Minuten filtern sie die vorhandenen Schadstoffe und sorgen für ein gesundes Raumklima. Du findest sie auch in vielen Restaurants und Büros.
Zudem sind tägliche Dampfinhalationen zur Lungenreinigung empfehlenswert. Verlässt du das Haus, solltest du in jedem Fall eine N95-Atemmaske tragen, die das Einatmen von PM 2.5, den gefährlichen Schwebstaubteilchen verhindert.
Fazit
Für ein paar Monate ist die Luft tatsächlich sehr verschmutzt. Es gibt allerdings Möglichkeiten, mit denen du dich schützen kannst. Und es werden Maßnahmen angegangen, die die Situation verbessern sollen.
Vorurteil über Indien Nummer 2: In Indien leben unglaublich viele Menschen!
Überfüllte Pacific Mall vs. menschenleerer Nehru Park in Neu-Delhi
Definitiv! Schließlich wohnen hier mit mehr als 1,3 Milliarden Menschen circa 16 % der Weltbevölkerung. Und auch die Hauptstadt Indien Neu-Delhi gilt mit bis zu 27 Millionen Einwohnern als eine der größten auf unserem Planeten.
Zwar kannst du zu jeder Tages- und Nachtzeit von Menschen umringt sein, es ist aber auch kein Problem ein ruhiges Plätzchen zu finden. Gute Beispiele dafür sind der Lodhi Garden oder Nehru Park in Neu-Delhi, wo du auch ganz für dich allein sein kannst.
Fazit
Dieses Vorurteil über Indien stimmt tatsächlich!
Vorurteil über Indien Nummer 3: In Indien herrscht chaotischer Straßenverkehr!
Verkehr zur Rushhour vs. leere Straßen in Neu-Delhi
Auf Indiens Straßen ist auf jeden Fall mehr los, als beispielsweise in Deutschland. Autos, Auto-Rickshaws, Busse, Trucks, Fahrräder, Scooter-Roller und Fahrrad-Rickshaws versuchen sich durch den Verkehr zu drängen. Hinzukommen unzählige Straßenhunde, Katzen und Kühe, die mir häufig den Weg versperren.
Hinsichtlich dieses Durcheinanders muss ich aber sagen, dass dieser Straßenverkehr meist besser funktioniert, als man es sich vielleicht vorstellt. Vieles fügt sich wie von Zauberhand ineinander.
Bezogen auf das Zentrum von Neu-Delhi gibt es außerdem einen großen Vorteil: Die Straßen sind unheimlich weit, sodass sich die Fahrzeuge verteilen können.
Natürlich wird hier deutlich mehr gehupt. Das liegt aber daran, dass die Verkehrsteilnehmer das Hupen zur Kommunikation verwenden und nicht als aggressive Aufforderung verstehen.
Fazit
Es gibt in Indien ein riesiges Verkehrsaufkommen – es muss aber nicht unbedingt chaotisch ablaufen!
Möchtest du mehr darüber erfahren, welche verrückten Fahrzeuge in Indien unterwegs sind? Dann klicke einfach hier, um zu meinem Blogartikel über das spannende Chaos auf den indischen Straßen zu kommen.
Vorurteil über Indien Nummer 4: Indien ist ein armes Land!
Slum in Neu-Delhi vs. City Palace in Udaipur
Bezogen auf das Einkommen oder den Besitz einer Person ist dies mit Sicherheit wahr. Bis zu 70 % der Inder sollen weniger als 2 US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben. (Quelle: https://www.sos-kinderdoerfer.de/)
Viele Menschen wohnen in Slums oder müssen ohne fließend Wasser und Strom auskommen. In Mumbai befindet sich außerdem Dharavi, der größte Slum Asiens, der sich über eine Fläche von fast 2,5 Quadratkilometern erstreckt.
Aber wie so oft: Indien ist das Land der Gegensätze. Denn hier leben nach China und den USA die meisten Milliardäre weltweit! Der reichste Inder Mukesh Ambani besitzt in Mumbai zudem das teuerste Haus der Welt.
Fazit
Der Großteil der indischen Bevölkerung ist durchaus als arm einzustufen. Die reichen Menschen des Landes besitzen hingegen unfassbare Geldsummen.
Vorurteil über Indien Nummer 5: In Indien ist es laut!
Laute Musik auf indischer Hochzeit vs. romantischer Strand in Goa
Oh ja! Hältst du dich in einer der Metropolen Indiens auf, wird das Gehupe der Autos zu deinem ständigen Begleiter werden.
Außerdem muss ich bei diesem Thema sofort an indische Hochzeiten denken, die selten ohne ohrenbetäubendes Trommeln und laute Musik auskommen. Selbst im Kino muss ich persönlich Ohrenstöpsel benutzen, da es mir sonst zu viel wird.
Aber: „Wer sucht, der findet“! Es ist nämlich überhaupt kein Problem einen ruhigen Ort zu finden. Gehe in Neu-Delhi in einen Park und du wirst sofort nichts mehr vom Straßenlärm mitbekommen. Stattdessen kannst du dich entspannen und dem Vogelgezwitscher lauschen.
Und auch an den vielen Stränden, im Himalaya-Gebirge und den einsamen Wüstenlandschaften findest du nichts außer Stille.
Fazit
Die „Lautstärke“ Indiens hängt natürlich immer davon ab, wo du dich gerade aufhältst.
Ich kann dir nur empfehlen, einmal in deinem Leben nach Indien zu reisen. Denn selbst, wenn sich dir die Schattenseiten des Landes zeigen, wirst du auch immer die unglaubliche Schönheit und Faszination Indiens kennenlernen.
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