Erst einmal ein großes DANKESCHÖN für die vielen, vielen Fragen, die mich tagtäglich über Instagram erreichen. Es freut mich riesig, dass sich so viele Menschen für Indien und das Leben hier interessieren.
Das nehme ich jetzt zum Anlass, um die 10 am häufigsten gestellten Fragen in einem kurzen Q&A zu beantworten. Viel Spaß!!
Ja und Nein. Manche Frauen ziehen tatsächlich jeden Tag einen Sari an. Sie gehen damit zur Arbeit oder tragen ihn auch zu Hause. Für sie ist es ein normales, alltägliches Kleidungsstück. Andere wiederum bevorzugen einen Suit, beziehungsweise Salwar Kameez, der aus einer langen Hose und einem bis über die Knie reichenden Oberteil besteht. Ich persönlich finde ihn etwas praktischer als einen Sari, weil man darin einfach flexibler ist. Viele Inderinnen, besonders in Delhi, tragen einen Sari hauptsächlich zu feierlichen Anlässen, wie einer Hochzeit oder einem Feiertag. Im Alltag bevorzugen sie Jeans und T-Shirt oder ein Kleid.
2. Wie ist die Diskrepanz zwischen Arm und Reich?
Der Unterschied zwischen armen und reichen Menschen ist in Indien sehr deutlich auszumachen. Dabei spreche ich speziell von Neu-Delhi, wo ich jetzt seit mehreren Jahren wohne.
Viele Straßenkreuzungen sind das Zuhause von Familien, die während jeder roten Ampelphase zu den wartenden Autos zum Betteln gehen. Andere wiederum wohnen in Slums, wo sie sich mit der ganzen Familie ein kleines Zimmer teilen.
Auf der anderen Seite gibt es unheimlich viele reiche Menschen in Neu-Delhi, die in großen Häusern oder in einer von Sicherheitskräften bewachten Wohnanlage leben. Sie fahren teure Autos und tragen Designerklamotten.
Manchmal liegen diese beiden Welten nur eine Straßenbreite voneinander entfernt.
3. Trägt jeder Inder einen Turban?
Nein. Überwiegend tragen die Anhänger des Sikhismus einen Turban, der ein Zeichen ihres Glaubens darstellt. Der Turban signalisiert dabei unter anderem, dass alle Menschen gleich sind.
Da der Sikhismus vor allem im Norden Indiens verbreitet ist, sieht man besonders in Delhi, Punjab und den angrenzenden Bundesstaaten viele Inder mit dieser Kopfbedeckung.
Im Bundesstaat Rajasthan tragen viele Männer einen Turban, der Aufschluss über ihre Stellung in der Gesellschaft gibt, und sie vor der starken Sonneneinstrahlung schützt.
Der Turban ist außerdem ein wichtiger Bestandteil des Outfits eines indischen Bräutigams. Hierbei steht die Kopfbedeckung für Wohlstand und die starke Persönlichkeit des Mannes – und sieht dazu noch hervorragend aus.
Bei Frauen wirst du einen Turban eher selten sehen. Ich konnte bisher auch nur ein paar Sikh-Frauen damit entdecken.
4. Gibt es arrangierte Ehen?
Ja, die gibt es.
Das bedeutet allerdings in der Regel nicht, dass die Eltern einfach eine Partnerin oder einen Partner für ihre Kinder aussuchen und die Sache ist geregelt. Es gibt keine Zwangsehe. Vielmehr ist es so, dass den Kindern mögliche Ehepartner:innen vorgestellt werden.
Findet sich eine Person, die aufgrund ihrer Familie, ihrer Ausbildung, gesellschaftlichem Stand und äußerlichen Faktoren passen könnte, wird ein Treffen der Familien (oder auch nur des Paares) organisiert.
Die letztendliche Entscheidung, ob es zu einer Verlobung kommt, wird dann – in den meisten Fällen – von der Tochter oder dem Sohn selbst getroffen.
Was ich faszinierend finde, und ich mir in Deutschland wirklich nicht vorstellen kann, ist, dass viele Eltern auf Hochzeitsseiten im Internet angemeldet sind und dort nach einem geeigneten „Match“ suchen. Wer sich die Arbeit nicht selbst machen möchte, kann auch eine Matchmaking Agentur damit beauftragen.
5. Wie sind die Inder:innen als Menschen?
Diese Frage ist natürlich nicht leicht zu beantragen. Dafür ist das Land zu groß und seine Einwohner:innen zu vielfältig. Aus diesem Grund spreche ich nur davon, wie ich die Inder:innen in den letzten Jahren erleben durfte.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Vorurteile stimmen: Inderinnen und Inder sind gastfreundlich, höflich und haben stets ein Lächeln auf den Lippen.
Große Ausnahmen davon gibt es allerdings im Alltag bei Verkäufern und Handwerkern. Diese erlebe ich oft als sehr zurückhaltend und wortkarg. Ein kleiner Smalltalk über die Käsetheke hinweg ist hier eher unüblich. Es dauert, bis die Menschen warm werden und man ins Gespräch kommt.
Aber auch dabei gibt es wiederum Ausnahmen. Meine Gemüseverkäuferin war von Anfang an ein wahrer Engel und sehr geduldig, als ich auf Hindi meine ersten Einkäufe getätigt habe.
Wie du siehst, es ist echt nicht leicht, Indien und seine Menschen zu beschreiben.
Was ich aber unbedingt hervorheben möchte, sind die Inderinnen und Inder in unserem Freundes- und Familienkreis. Ich wurde überall herzlich empfangen und sofort als eine von ihnen angesehen. Die Freunde meines Mannes wurden mit der Zeit zu meinen Freunden – und vielmehr auch zu meiner Familie.
6. Wie kann man sich die Dimensionen in Indien vorstellen?
Ich werde außerdem oft gefragt, wie groß Indien eigentlich ist und wie man sich das am besten vorstellen kann.
Deshalb habe ich ein paar Fakten für dich:
Indien ist flächenmäßig das siebtgrößte Land der Welt mit über 3 Millionen Quadratkilometern. Das bedeutet, es ist neunmal so groß wie Deutschland.
Zwischen seinem nördlichsten Punkt im Bundesstaat Jammu und Kashmir und seinem südlichsten Punkt (auf dem Festland) im Bundesstaat Tamil Nadu liegen circa 3200 Kilometer.
Fliegst du von der Hauptstadt Neu-Delhi, die weit im Norden liegt, bis nach Kochi, dem südlichsten internationalen Flughafen, benötigst du über 3 Stunden.
Und allein Delhi ist ungefähr 1500 Quadratkilometern groß. Zur Verdeutlichung: Die Stadt nimmt somit mehr Fläche ein, als die Hälfte des Saarlandes.
Indien und seine Metropolen sind riesig und ich hoffe, dass ich es dir hiermit etwas verdeutlichen konnte.
7. Kommt man als Deutsche:r mit dem Essen klar? Beziehungsweise, wie schafft man es, scharf zu essen?
Gute Frage. Das habe ich bis heute noch nicht wirklich herausgefunden.
Die Schärfe des indischen Essens bereitete mir zu Beginn große Probleme. Das muss natürlich nicht sein und ist nur meine Erfahrung. Vielleicht (hoffentlich!) erlebst du es ganz anders.
Mittlerweile esse ich zu Hause komplett „nicht scharf“ und bestelle auch in Restaurants „ohne Chilis“. Ich habe gelernt, es wirklich immer dazu zu sagen, weil mir oft selbst eine normale Pizza Margherita mit Chiliflocken darauf serviert wurde.
Bei Streetfood versuche ich mich jetzt langsam heranzutasten, da dies ohne jede Schärfe einfach zu langweilig schmeckt.
Also, ich arbeite noch daran.
8. Wie hält man die Hitze in Indien aus?
Nur sehr schwer. Bist du zur heißesten Zeit, zwischen Juni und Juli, in Indien, wirst du die Hitze kaum aushalten. Selbst die Inderinnen und Inder haben damit Probleme.
In dieser Zeit klettern die Temperaturen gerne bis auf fast 50 Grad Celsius, was man sich in Deutschland eigentlich nicht vorstellen kann. Außerhalb jedes klimatisierten Raumes fühlt es sich an, als wärst du in einer Finnischen Sauna.
Alle Bewegungen sind anstrengend und an Aktivitäten im Freien ist gar nicht zu denken.
Was hier auch komplett anders ist, als zum Beispiel in Europa: in der Nacht kühl es kaum ab. Zwar brennt sich dann nicht mehr die Sonne in deine Haut ein, an der Temperatur ändert dies aber nur wenig.
Ich persönlich habe mich mittlerweile daran gewöhnt und an die Umstände angepasst. Ich bleibe in diesen Wochen hauptsächlich im Haus beziehungsweise Büro, wo wir glücklicherweise Klimaanlagen haben. Und auch meine Laufgruppe trifft sich um 5 Uhr morgens, um der Hitze zumindest ein wenig zu entkommen.
Kommst du als Tourist:in nach Indien, können die hohen Temperaturen jedoch sehr überfordern sein. Aus gutem Grund ist die Hauptreisezeit in Indien deshalb von November bis März, wenn man es auch gut im Freien aushalten kann.
9. Ist es in Indien immer heiß?
Damit schließt sich gleich die nächste Antwort an: Nein, zum Glück ist es in Indien nicht ständig heiß.
Hier in Neu-Delhi sinken die Temperaturen ab Ende Oktober/Anfang November und die „Freiluftsaison“ beginnt.
Im Dezember und Januar wird es richtig, richtig kalt, womit ich ehrlich gesagt nie gerechnet hätte.
Das wäre auch nicht weiter schlimm. Nach den vielen heißen Sommermonaten sind wir für jede Abkühlung dankbar. Das Problem ist jedoch, dass die indischen Häuser die Kälte besonders gut speichern und es keine Heizungen gibt.
Die kalten Marmorböden, die im Sommer praktisch sind, fühlen sich jetzt wie Eisplatten unter den Füßen an. Morgens heißt es dann: rein in die Skiunterwäsche, warme Winterjacke anziehen, Mütze auf und ab zum Frühstücken. (Kein Scherz!)
In der Mittagssonne auf der Dachterrasse kann man es dann
aber schon wieder im dünnen Pullover aushalten.
Ich habe gelernt, diese Zeit zu genießen, da ab Februar die Temperaturen ohnehin erneut steigen und der nächste, heiße Sommer bereits in den Startlöchern steht.
10. Welche öffentlichen Verkehrsmittel gibt es?
Ich erhalte auch oft die Frage, wie man sich in Neu-Delhi im Alltag fortbewegt.
Und ich muss sagen, dass es hier sehr einfach ist, von A nach B zu kommen. Mein absoluter Favorit ist die Delhi Metro, da sie viele Vorteile mit sich bringt:
Die Metro und auch die Haltestellen sind sehr sauber.
Es ist günstig. Eine Fahrt durch die Stadt kostet nur ungefähr 60 Rupien (weniger als 1 Euro).
Die Metro fährt in einem Abstand von ein bis zwei Minuten. Verpasst du eine Bahn, musst du also nicht lange auf die nächste warten.
Es ist sicher. Du kannst die Metrostation nur mit Fahrschein betreten und für Frauen gibt es einen Extra-Wagon.
Ansonsten hast du die Möglichkeit, mit Bussen (seit neuestem auch Elektro-Bussen), Taxis, Auto- oder Fahrrad-Rickshaws zu fahren. Irgendwie kommt man immer voran.
Hast du noch weitere Fragen? Dann schreib sie mir doch auf Instagram oder Facebook und ich werde sie in mein nächstes Q&A aufnehmen.
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